Ich habe wirklich keine Ahnung. 

Ob ich bereits angekommen bin. Vielleicht bin ich das. 

War ja immerhin meine Wochenaufgabe. 

Vielleicht versuche ich es auch noch. Ist wahrscheinlicher. 

Alles ist so anders. Alles ist so neu. 

 

Eins kann ich jedoch mit Sicherheit sagen.

Dort. 

Wo ich noch vor kurzem war. 

Dort. 

Bin ich nicht mehr.

 

Es kommt mir vor. 

Als wäre dies ein Ort zum üben. Um das Leben zu üben. 

Ist es wohl auch. 

Fällt mir schwer das zu akzeptieren. 

Sowohl die simple Tatsache. 

Dass es solch einen Ort gibt. 

Als auch der Fakt. 

Dass ich das augenscheinlich nicht einfach so kann. 

Leben. Ohne zu üben. 

 

Ich bin es doch gewohnt mich halbwegs sicher. Souverän. 

Zu bewegen. 

Durch mein offizielles Leben. 

Durch soziale Verpflichtungen. 

Gerne auch mal durch neue Situationen. Oder spontane. 

So habe ich mich bisher wahrgenommen.

 

Dafür gab es ja den Ausgeh-Christian. 

Alles keine große Sache. 

Ist ja meist zeitlich begrenzt. Ist noch immer gut gegangen. 

 

Hier. 

Hier klappt das nicht. 

Hier gibt es mich nicht in halbwegs sicher. 

Nicht in souverän. 

Hier gibt es mich nur auf Eierschalen tanzend. Oder vorsichtig tastend. 

 

 

 

Seitdem ich im Pott lebe. Seit 2016. 

Bin ich räumlich von meinen Freunden. Von meiner Familie. 

Getrennt. 

Die leben in Aachen. Bei Köln. Bei Bonn. In Belgien. In meinem Herzen. 

Das ist alles. Wirklich alles. 

Für mich. 

Nicht mal eben so zu erreichen. 

Ich habe mich daran gewöhnt. 

Die merkwürdige Situation sogar ein bisschen lieb gewonnen. 

Umso mehr freue ich mich dann. So rede ich es mir gerne schön. 

Auf sie. 

Auf das nächste Wiedersehen.

 

Im privaten sehe ich somit vor allem einen Menschen. 

Meine Freundin. 

 

Auf der Arbeit. 

Da gibt es noch meine Kollegen. 

 

Seit meinem burnout? 

 

Bewege ich mich ziemlich alleine durch meine Tage. 

Klingt trauriger als es ist. 

Denke ich. 

Ist ja nicht so, als wäre ich mir keine gute Gesellschaft. 

Ich spaziere mit mir. Ich wandere mit mir. Ich shoppe mit mir. Ich unternehme Ausflüge mit mir. Ich gehe ins Kino mit mir. Ich gehe mit mir zum Sport. 

Besuche unregelmäßig. 

Meine Freunde. Meinen Pa. Meine Ma. 

 

Fremden Menschen. Puh. 

Denen kann ich meist nicht viel abgewinnen. Ich drücke mich eher vor ihnen. 

So im allgemeinen. 

Manchen schenke ich ein Schmunzeln. Auf der Straße. 

Meist wohl eher unbewusst. 

Gerne den traurig oder gestresst wirkenden Exemplaren. 

Oder ich grüße sie. 

 

Ich erinnere ich mich wohl unterschwellig daran. Sie erinnern mich wohl unterschwellig daran. 

An damals. 

Als angelächelt werden. 

Als eine freundliche Geste. 

Als sowas. 

Solch belanglose Kleinigkeiten. 

Einen Unterschied ausmachen konnten. Einen gewaltigen Unterschied. 

Zwischen einem Tag. 

Der dadurch erträglich wurde. 

Zwischen einem Tag. 

An dem ich nicht mehr existieren wollte. 

 

Ein wirkliches Interesse habe ich allerdings nicht an ihnen. 

Ist eher so. 

Dass es eine Vorsichtsmaßnahme ist. 

Ich hoffe jemanden den Dienst erweisen zu können. Den man damals mir erwiesen hat. 

 

Hier. 

Hier bin ich nun plötzlich jeden Tag von Menschen umgeben. 

Neuen Menschen. 

Neun Stück an der Zahl. 

Gut acht Stunden lang. 

Ich unterhalte mich mit ihnen. Esse mit ihnen. Bastele mit ihnen. Lache mit ihnen.

 

Jetzt. 

Nach gut zwei Wochen. 

Muss ich mir eingestehen. Wohl oder übel. 

Dass das etwas mit mir macht. 

 

Hier ist mein Schmunzeln keine unterbewusste Geste mehr. 

Hier ist mein Schmunzeln echt. 

Nahezu immer. 

 

Hier erlebe ich. 

Glaube ich. 

Eine Art Gemeinschaft. 

 

Vielleicht fühlt es deswegen so vertraut an. 

Nach so kurzer Zeit. 

Weil es keiner so richtig kann. Keiner von uns. 

Weil wir es gemeinsam üben. 

Weil wir alle ein wenig Angst davor haben. 

Vor dem Leben. 

 

Hier treffe ich das erste Mal. 

Das erste Mal seit Jahren. 

Auf Menschen. 

Menschen außerhalb meines kleinen Kreises. 

Die mich neugierig machen. 

Auf sich.