Moin zukünftiger Lieblingsmensch,

 

es hat ewig gedauert, bis wir uns wieder lesen. Ich habe es einfach nicht geschafft dir Zeit zu widmen. 

 

Gerade war es zu stressig in Job und Leben. 

Ein bekanntes Problem, seit April. 

Ich komme nicht so gut damit zurecht. Mit dem permanenten Stress. Nicht so gut wie erhofft. Schaffen, bis man nichts mehr schafft. Das ist das Motto der letzten Monate. 

Die Konzentration leidet arg und ich werde sehr empfindlich, wenn es um das Verhalten geht, was man mir gegenüber an den Tag legt. 

Daher bin ich aktuell gerne alleine und lasse kaum mehr wen an mich ran. 

 

Mal gehe ich rollen. Häufig höre ich Musik. Noch häufiger koche ich mir etwas leckeres. 

Fast immer hänge ich rum. Auf der Couch. Im Bett.

Zu kaputt um etwas schönes zu unternehmen. 

 

Mein Geist. Mein Körper. Laufen nur noch im Notlaufprogramm. 

 

Mein Kopf platzt bald vor Gedanken, die ich dir gerne mitteilen würde. 

Ich habe ungefähr drölf Texte angefangen und verworfen. Weil es meinen Worten aktuell an Gewicht fehlt. 

Das mag daran liegen, dass ich gerade keinen wirklichen Bezug zu mir finde. 

 

Ich finde die Verbindung zu meinem „ich“ nicht. 

Schaffe es nur noch Wörter aneinander zu reihen. Die simple Sätze ergeben. 

Schaffe es nicht mehr Sätze daraus zu bauen, denen das Gewicht meiner Seele anhaftet. 

 

Ich bin wie ein Abziehbild meiner selbst. 

Ein Zweidimensionaler Scheiss der rumhängt und nur eine Erinnerung an das darstellt, was ich sein sollte. 

 

 

Fragil. 

Das beschreibt wohl meinen momentanen Zustand am besten. 

Körper und Geist sind übersäht mit Rissen. 

Wenn ich ehrlich zu mir bin, dann habe ich nicht die geringste Idee, wie all das zusammen hält. 

Wahrscheinlich durch Zufall und wenige, schöne Momente. 

Durch all diese Risse entweicht die wenige Freude, die ich in meinem Leben habe. 

Die meiste Zeit fühle ich mich nicht mehr. 

Wenn ich es doch tue, dann fühle ich Schwere und Angst. Zweifel. 

 

 

Gestern hat ein mir lieb gewordener Mensch mich an etwas wichtiges erinnert, was ich gerne mal vergesse. 

Ich mochte die Art und Weise nicht, wie das geschah. Trotzdem bin ich dankbar dafür. 

 

Ich sollte mir selbst der wichtigste Mensch sein. 

 

Das klingt für einen Menschen mit meinem mindset echt brutal. 

Radikal. 

Aber Radikalität bringt halt oft die zügigsten Ergebnisse. Gerade in Notsituationen. 

Also tue ich dies nun. 

Ich werde mir selbst der wichtigste Mensch sein. Mir das geben, was ich benötige. 

Anstatt mich immer zu um die Belange derer zu kümmern, die mir wichtig sind. 

 

Dieser Ratschlag kam am ersten Tag meiner paar Tage Urlaub. 

Ein guter Zeitpunkt. 

Um zu schauen, was der wichtigste Mensch in meinem Leben braucht. 

Gerade ist dies Ruhe - danach schreit mein ganzer Körper. 

 

Also füttern wir diesen alten Bastard mal mit dem, wonach er sich sehnt.