Wer bist du?

22.01.2019

 

Ich bin mir unsicher ob wir uns kennen. 

 

Vielleicht tun wir das. Vielleicht nicht. 

Vielleicht kennen wir uns auch ein bisschen - ohne einander wirklich zu kennen. 

Verstehst du das?

 

Irgendwann. Irgendwann wird es aber so weit sein. Wir werden uns begegnen. 

Zum ersten Mal? Zum tausendsten Mal? Ich kann es dir nicht sagen. 

 

Vielleicht wird meine vermeintliche Gelassenheit dich beeindrucken. Vielleicht auch auf eine mir nicht verständliche Weise mein Erscheinungsbild. 

Vielleicht ist es mein Blick auf diese Welt. Den du schon kennst. Weil du mich kennst. Oder weil du mich gelesen hast. Oder den du frisch entdeckt hast und ihm etwas abgewinnen kannst. 

 

Es könnten meine Bilder sein. Sie könnten dich erkennen lassen wer ich bin. Wie ich bin. Wenn du sie dir überhaupt anschaust. 

Zuhause. In einer Decke eingekuschelt. Auf deiner Couch. Mit Laptop auf dem Schoß. Da könntest du gerade sitzen. 

Vielleicht lasse ich dich jetzt gerade lächeln?

Weil wir geschrieben haben. Weil du meinem Feed folgst. Weil...? Ja. Vielleicht, weil du diese Zeilen liest. 

 

Ich würde mich sehr freuen, wenn du wegen mir lächeln müsstest. Wirklich. Welch schöne Vorstellung. 

Du ahnst nicht, wie viel einfacher es du mir damit machen würdest. Denn dann hätte ich einen Grund ebenfalls zu lächeln. Wahrscheinlich würde es mich kurz etwas leichter machen. 

Insofern ich es denn mitbekommen würde. Dein Lächeln. 

Weißt du, ich bin nicht gut darin. Sachen mitzubekommen. Solche Sachen. Erwachsenen-Sachen. Echt nicht. 

Meine Freunde machen sich sogar darüber lustig. Ja, das tun sie. Oft. Immer zu Recht. Fürchte ich. 

 

Wenn wir uns sehen. Zum ersten Mal. Zum tausendsten Mal. 

Verwechsle dann bitte nicht meine offene Art. Ich werde mit dir reden können. Mit dir lachen. Ohne etwas zu ahnen. Weil ich eben ich bin. Weil ich da etwas blind bin. 

 

Vielleicht kennst du mich auch schon so gut, dass du es mir geradewegs ins Gesicht sagst. 

Dass du jetzt erstmal bleibst. In meinem Leben. Weil du das möchtest. Weil du denkst, ich bin gut für dich. Du denkst, du wärst es für mich. 

 

Wobei ich es schön fände, wenn du fragen würdest. Wirklich. Bitte frag. 

 

Nicht, weil du mir sonst Angst einjagst. Nein. Weil ich alte Werte mag. Irgendwie. Es wäre so viel höflicher. 

Es wäre natürlich noch höflicher, wenn ich die Rolle des Fragenden einnehmen würde. Ja. Das wäre es. Aber wahrscheinlich merke ich es ja nicht. Dass du mich sehr magst. 

Dafür helfe ich dir bestimmt auch das ein oder andere Mal in die Jacke. Versprochen.  Ich mache es wieder gut. 

 

Es wäre so toll, wenn du auch mal über dich lachen könntest. Das wäre fast sogar notwendig. Lassen wir das fast weg. 

 

Ich bin oft höflich. Zuvorkommend. Denke viel mit. 

Ich mag es aber auch, mich asozial tief unterhalb der Gürtellinie zu bewegen. Besonders beim Humor. 

Das habe ich von meinem Pa geerbt. Ganz eindeutig. Eventuell suhle ich mich auch in diesem Humor und werfe wild damit um mich. Von Zeit zu Zeit. Immer eine Prise zu sarkastisch. Manchmal leicht drüber. 

Es ist mit Sicherheit nicht böse gemeint!

 

Es ist nicht böse gemeint. Dass ich lache. Wenn du hinfällst. Es sah wahrscheinlich lustig aus. Aus meiner Perspektive. 

Hinter diesem Lachen und den dadurch eventuell aufkommenden Tränen steckt Sorge. Irgendwo. Tief in mir. 

Mit Sicherheit helfe ich dir hoch und drücke dich. Gebe dir einen Kuss. Sobald du aufhörst zu schmollen und mich zu verfluchen. Sobald ich mit dem lachen aufhören kann. 

 

Ich hoffe aber, dass du dir nichts dabei brichst oder verstauchst. Das wäre schlimm. Für dich. 

Aber auch für mich. 

Denn ich bezweifele, dass ich dich Kilometerweit tragen könnte. Dafür geht mir eine gewisse Sportlichkeit zu sehr ab. Ich schäme mich auch ein bisschen dafür. Aber im Grunde bin ich fein damit. 

 

Dafür erwarte ich das aber auch nicht vor dir. Wenn du gerne Sport treibst, dann ist das fein. Vielleicht rolle ich etwas mit dem Longboard neben dir her. Es sei denn, es geht steil bergab. Das habe ich nicht drauf. Ich alter Schisser. 

Wenn du dir so ne Laufstrecke aussuchst, dann schnappe ich mir das Rad. Ich könnte dich dann sogar voll Rocky mäßig motivieren. Anbrüllen. Oder so. Oder ein Snickers reichen!

 

Schön wäre es aber, wenn du zumindest nicht nur lethargisch auf der Couch hängst und TV schaust. 

Dafür bin ich auch zu haben. Aber nicht zu regelmäßig. Nein. Bitte nicht. 

Verstehe mich nicht falsch. Ich werde mir Wochends gerne Staffel um Staffel Serien anschauen. Oder Filme. Falls da unser Geschmack zusammen passt. 

Aber dann müssen wir uns auch mit sinnfreien Essen vollstopfen. Das gehört dazu. 

Aber eben nicht andauernd. 

 

Vielleicht liest du ja auch lieber? Das wäre ziemlich toll. Denn lesen ist sexy. Naja. Nicht 50 shades of fucking whatever... das ist eher.. hmm.. ja.. lassen wir das Thema. 

Bücher sind mir jedenfalls wichtig. Irgendwie. Wir mögen uns. Sehr. 

 

Musik ist es auch. Jawohl. Wichtig ist sie. Täglich. 

Wobei wir hier dünnes Eis betreten. Obacht. 

Wahrscheinlich bin ich sehr zickig, wenn du mir elektronische Musik andrehen möchtest. DJ whatever? DJ am Arsch!

Nah! Der DJ kann gerne Beats auflegen, damit jemand darauf rappt und flowt. Aber ansonsten. Puh. Das wird nichts werden. Da bin ich wahnsinnig engstirnig. Tut mir fast schon leid. Sei nicht sauer. 

Du siehst mich aber mit Sicherheit schmunzeln, wenn du mein Spotify eroberst und mir HipHop, Punk, Hardcore, Ska, Akkusitikkram, Singer Songwriter oder gar Klassik und Jazz entgegenschmetterst. 

Ok. Das war gelogen. 

Mit Jazz und Klassik kennen ich mich nicht aus. Davon könnte ich mich aber überzeugen lassen. Eventuell. Weil du es bist. 

Beim HipHop bleibst du mir auch besser mit Autotune und Azzlack-Krempel vom Leib. Erwähnte ich bereits das Wort engstirnig? 

 

Insgesamt läuft in meiner kleinen Wohnung sehr viel Musik. Musik ist toll. Konzerte sind es auch. Ist ja auch Musik. Nur live. 

Ich gehe bestimmt gerne mit dir auf Konzerte. Wobei ich nicht tanzen kann. 

Ich habe es nicht drauf. Nope. Meine Freunde können es bezeugen. 

Selbst mein Hochzeitstanz sollte besser in einem Moshpit sein. Das bekomme ich noch irgendwie hin. Wobei... dafür würde ich auch üben. Denke ich. 

 

Trotzdem tanze ich auf HipHop Konzerten. Wenn ich mich unbeobachtet fühle. Unsichtbar. In der Masse. Mich leicht fühle. 

Völlig offbeat. 

Ich hoffe, dass du das nicht schon miterleben musstest. Um deinetwillen. Falls doch - dich schreckt wohl echt nichts ab.

 

 

Übrigens, mit dem Alkohol bin ich soweit durch. Wir hatten unsere Zeit. Eine gut Zeit. Ab und an mögen wir uns noch leiden. Ansonsten koexistieren wir friedlich. 

Leider habe ich daher auch kein Weinglas für dich. Hier, in meiner Wohnung.  Oder gar ein Sektglas. Eigentlich habe ich dir nicht einmal ein Bier anzubieten. Daran sollte ich vielleicht mal arbeiten. 

Dafür stört es mich aber nicht im geringsten, wenn du dir sowas mitbringst. Oder du trinkst. Wahrscheinlich werde ich dir mal den ein oder anderen Spruch dazu drücken. Aber das ist nicht böse gemeint. Insgeheim mag ich es, wenn es dem Genuss dienlich ist. 

 

Hey du. Unbekannte. Vielleicht auch Bekannte. Irgendwie bin ich nicht der typische Kerl. Wirklich nicht. Hoffentlich merkst du das früh genug. Spätestens wohl jetzt. Wenn du dies hier liest. 

 

Ich mache mir nicht viel aus Erfolg. Aus Autos. Aus Status. 

Aus Mannschaftssport. Aus Autorennen. 

Ich kenne keine einzige Regel beim Fußball. 

Aber ich bin Opfer der pawlowschen Konditionierung. 

Daher gucke ich mir manchmal Handball an. Ohne es sonderlich zu mögen. Mein Vater und meine Verflossene sind dies schuld. Diese geschickten Schweinepriester!

 

Liebste Unbekannte. Vielleicht auch Bekannte. Du solltest wissen, dass ich für meine Überzeugungen einstehe. Auch wenn dies für mich unbequem werden kann. Wenn dies Ärger bedeutet. 

Immerhin bin ich 39 Jahre alt. Da ist man etwas verschroben und dickköpfig. 

 

Eine meiner Überzeugungen ist, dass meine Vergangenheit ein Teil von mir ist. Ein nicht unwesentlicher. Denn dadurch bin ich, was ich bin. 

Das beinhaltet ebenfalls Personen. Auch weibliche. Verflossene. 

Ich rede hier von Freundschaft. Eigentlich ein harmloses Thema. In Anbetracht meines Alters. 

Manch einer mag dies jedoch nicht. Aus... Gründen.  

Wahrscheinlich mag ich dich dann auch nicht mehr, liebste Unbekannte. Oder Bekannte. Wenn du dies aus Gründen der eigenen Unzulänglichkeit nicht magst. 

 

Wenn du dir einer Sache sicher sein kannst, dann dass ich dich sehr mag. Sonst würde ich dich nicht in mein Leben lassen. Dich zu mögen heißt automatisch, dass du keine Option bist. Du bist eine bewusste Wahl. 

Es gibt keinen Grund, dass du Angst vor der Vergangenheit haben musst. Denn du wirst das heute sein. Hoffentlich auch das morgen. Und das übermorgen. Und das überübermorgen. 

Stopp. Ich finde gefallen an dieser Aufzählung. 

Ich beende diese lieber, bevor das ausartet. Obwohl. Einer geht noch. 

Und das überüberübermorgen. 

 

Was ich sagen möchte... bitte lass uns uns sinnvoll ergänzen. Sinnvoll, ohne dem anderen weh zu tun. Wir sind wer wir sind. Lass uns das akzeptieren und den anderen respektieren. Ist nicht immer einfach. Sollte aber möglich sein. 

 

Ich würde sogar akzeptieren, wenn du Rosinen und Oliven isst. Nusspli anstatt Nutella. Miranda anstatt Fanta trinkst. 

 

Ich würde dich sogar kochen lassen. Obwohl ich das gerne tue. Obwohl das eigentlich meist meine Aufgabe war. 

Ab und an würde ich das.

Manchmal.

Bestimmt sogar.

Zusammen geht das wahrscheinlich auch. Munkelt man. Oder?

Oder du darfst beim Bestellen aussuchen! 

 

Nur bitte nicht immer nur Italienisch.....