Moin zukünftiger Lieblingsmensch,

 

Für mich war es jahrelang ein Rätsel, wie ich mit mir auskommen soll. Ich meine, ich bin oft so viel. So viel und dann auch noch all dieses „viel“ gleichzeitig.

Ich bin oft drüber, wenn ich mich in einer Situation verliere. 

Entscheidungen über Geld treffe ich viel zu spontan. Einfach mal eben aus dem Bauch heraus.

Das kennst du ja von meinen Besuchen beim HiFi-Mann. 

Bei Entscheidungen über mein Leben traue ich diesem Bauchgefühl jedoch oft nicht. Ich weiß nicht einmal genau warum. Aber so ist es. 

Da brauche ich einfach so unglaublich viel Zeit. Um mich zu vergewissern. Um zu sortieren. Um mich zu gewöhnen. Um zu erahnen, ob es das jetzt sein könnte. 

Daher danke für deine Geduld.

Wirklich. 

 

Dabei ist es beim Thema Menschen kennenlernen doch exakt so wie immer im Leben:

 

„Riecht wie Scheisse. Schaut aus wie Scheisse. Ist Scheisse.“

 

Oder auf diese Situation bezogen:

 

„Schaut aus wie ein guter Mensch. Benimmt sich wie ein guter Mensch. Ist ein guter Mensch.“

 

 

Nun bist du da.

Nicht aus dem Nichts heraus. Eigentlich bist du das ja schon seit Monaten. 

Da. 

Ich habe aber ein wenig gebraucht um mich daran zu gewöhnen. Oder auch ein wenig länger. 

An dich. An ein mögliches uns. 

Ich war etwas ängstlich. Ja, das war ich. Weil ich weder dir noch mir weh tun wollte. Mit all diesem Kram. Den ich mitbringe.

Dem vielen, was ich bin. 

Mit all dem, was man fortan zwangsläufig teilt.

 

Gefühle haben nun einmal dieses Potenzial. Weh zu tun.

Weißt du?

Ich habe immer noch ein wenig Angst vor diesem „uns“. 

Bin immer noch ziemlich verwirrt. Aber wann bin ich das mal nicht? 

Ich mag das Gefühl aber gerne leiden. 

Sowohl das verwirrt sein. Als auch dieses "uns".

 

Ich fühle mich sicher bei dir. 

Dass du mir dieses Gefühl vermittelst, das schätze ich sehr an dir. Dabei denke ich nicht, dass du dies bewusst tust.

Mir Sicherheit vermitteln. 

Du kennst mittlerweile schon sehr viele meiner Eigenarten. Du respektierst so ziemlich immer meine Grenzen. 

Auch wenn ich diese mal wieder völlig unvermittelt erreiche. Wenn kaum Zeit bleibt sich darauf einzustellen. 

Du bist einer der geduldigsten ungeduldigen Menschen, die mir je begegnet sind. 

Mein Ich hat sich noch nicht oft so gut aufgehoben gefühlt. 

Danke dafür. 

 

Du bist schön. 

Auf vielfältige Art und Weise. Aber auch im klassischen Sinne.

Aussehen und so. You know? 

Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters. So sagt man. 

Wahrscheinlich verstehen wir beide genau deshalb nicht, warum der eine den anderen schön findet. Und der andere den einen.

So ist das halt manchmal. 

Du bist lustig. 

Tollpatschig. Ungestüm. Neugierig.

Mindestens 100 Jahre alt, obwohl man dir nachsagt erst gut ein Viertel dieser Zeit gelebt zu haben. 

Manchmal scheinst du Angst vor dem Leben zu haben. So scheint es mir. Dann aber nimmst du einfach Anlauf und trittst deiner Angst entgegen. 

Eine tolle Eigenschaft ist das. Das feiere ich hart. 

 

Du bist zart. 

In deinem Wesen. Obwohl du dir das nicht anmerken lassen möchtest. 

Du bist hart. 

In deinem Wesen. Wenn dir etwas ungerecht erscheint. Wenn du benachteiligt wirst. 

Du stehst auf, um dein Ich zu verteidigen. 

Um das zu können, muss man sein Ich kennen. Auch das ist eine große Leistung. Nicht nur für jemanden der gerade mal so kurz gelebt hat.

Sondern an sich. 

 

Jeder von uns braucht seine Zeit. 

Das ist uns zum Glück bewusst. Denn man muss sich aufladen können. Dürfen. 

Man sollte sich vermissen können. Mit etwas Abstand zueinander. Aber doch nah genug um den anderen zu erahnen.

Das leben zu können tut gerade sehr gut. 

 

Insgesamt bin ich ziemlich verwirrt. 

Weil ich zu dir gefunden habe. Bevor ich komplett zu mir gefunden habe. 

Trotz dessen macht es mir keine Angst. Ich bin guter Dinge, dass du es schätzt. Wenn ich mich weiterhin suche.

Stillstand bedeutet Tod und so. 

 

Ich mag deinen Humor.

Ich mag es, dass wir nicht immer das gleiche mögen.

Ich mag es, dass du wissbegierig bist.

Ich mag wirklich vieles an dir. 

 

Ich möchte gar nicht so weit in die Zukunft träumen. Nur ein bisschen. 

Bin aber unglaublich gespannt, was da noch alles wartet.

Auf dich. Auf mich. Auf uns. 

 

 

Ich verrate dir etwas. Ich bin eigentlich total überfordert. Mit all dem. Auf eine schöne Art und Weise. 

Aber so ist es ja oft. Man findet etwas, was man nicht gesucht hat.

Zu einem unmöglichen Zeitpunkt. 

Die Kunst ist es, dies zu erkennen. 

Eine Kunst an der ich wohl noch arbeiten sollte. Denn ich habe ziemlich lange dafür gebraucht.

Das zu erkennen.

Wobei das gerade ja nicht mehr so wichtig ist. Das zu lernen.

Denke ich. 

 

 

Ende Gut, alles gut. So sagt man. 

Wobei das hier wohl eher ein Anfang ist. Als ein Ende. 

Also: "lasset die Spiele beginnen." 

 

Ich danke Dir für dich, Romina. 

 

 

 

P.S. Ich schrieb mal davon, dass ich wahnsinnige Angst habe. Davor, dass mich niemals wieder wer so anschaut. Als wäre ich sein Zuhause. 

Diese Angst hast du mir genommen.

Danke dafür.