Moin zukünftiger Lieblingsmensch,

 

Ich frage es mich echt oft. 

Seit Jahren schon. 

Ich frage mich. Woher Menschen das wissen. 

Ich meine. 

Wie sie ihr Leben führen möchten. 

Was sie glücklich macht. In eben diesem. 

 

Ich verstehe das nicht. Wirklich nicht. 

Nicht einmal dann. 

Wenn Freunde es zu erklären versuchen. 

 

Sie reden. Mit mir. 

Erzählen mir über ihr Leben. 

Über Entscheidungen. Über Gedankengänge. 

Emotionen. Gefühle. Gewissheiten. 

 

Sie reden. Mit mir. 

Doch ich kann es nicht greifen. 

Das eben gehörte. 

Kann es nicht begreifen. 

 

Ihre Entschlossenheit. 

Ihre Gewissheit. 

Ihre Gefühle. 

 

Ich beneide sie darum. 

Manchmal. 

Vor allem um letztere. 

 

Ich fühle jetzt schon so lange nichts mehr. 

Fast nichts. 

Dass ich es gar nicht mehr erinnere. 

Das Fühlen. 

Eines kompletten Spektrums. 

 

Die Erinnerung daran verbleicht. 

So sehr. 

Dass ich unsicher bin. Ob ich es jemals konnte. 

Fühlen. 

All das. Was Menschen so fühlen. 

 

Nicht zu fühlen. 

Sich nicht zu fühlen. 

Das macht vieles schwieriger. 

 

 

 

Wie geht es dir?

 

Eine alltägliche Frage. Eine harmlose Frage. 

 

Wie geht es dir?

 

Am liebsten möchte ich den Menschen die Wahrheit sagen. 

Doch das geht nicht. 

Sie würden es nicht verstehen. 

 

Sich selbst nicht exakt zu fühlen. 

Wer sollte das schon verstehen?

 

Die meiste Zeit weiß ich es nicht. Wie es mir geht. 

Ich wünschte es wäre anders. 

 

Bin ich eventuell glücklich?

Bin ich etwas angefressen?

Ist mein Stresslevel zu hoch?

 

Die meiste Zeit kann ich nur versuchen dies zu reflektieren. 

Das ist ein so beschissenes Gefühl. 

Dass selbst ich es fühle. 

 

Wie geht es dir?

 

"Scheisse. Warte mal nen Moment. 

Also. 

Der Job läuft. 

Die Gesundheit läuft. 

Meiner Familie geht es besser. 

 

Mein Lebenswandel ist immer noch unstetig. 

Aber nicht beunruhigend. 

Mein Herz weigert sich immer noch. 

Jemanden an sich heran zu lassen. 

 

Im großen und ganzen habe ich gelernt mich lieb zu haben. 

 

Ich denke, es geht mir gut. 

Aber wissen?

Tue ich es nicht. 

Nein." 

 

Das wäre ehrlich. 

Eine ehrliche Antwort. 

 

Das behalte ich jedoch für mich. 

Weil es niemand verstehen würde. 

Der es nicht ebenfalls erlebt hat. 

Ein eingeschränktes Spektrum. 

 

 

Weißt du. 

Ich fühle mich gerade verloren. 

Weil. Ich nicht weiß. 

Wohin ich gehöre. Im Leben. 

Wie ich leben möchte. 

 

Vor dir. 

Zum Ende der Depression hin. 

Gab es jemanden der mir das Gefühl gegeben hat. 

Irgendwo hin zu gehören. 

 

Es war das erste Mal. 

Dass ich mich jemanden geöffnet habe. 

Seitdem ich so eingeschränkt bin. 

Mich getraut habe. 

Zu sein. 

Wie ich es eben bin. 

 

Es war das erste Mal. 

Dass ein Blick in ein Gesicht. Ein Zuhause in sich trug. 

Dort war ich zu Hause. 

In diesem Blick. 

Bei diesem Menschen. 

 

Wenn man sich selbst nicht lieb hat. 

So wie ich damals. 

Trägt man irgendwann die Konsequenz. 

Daraus. 

 

Man blickt in das selbe Gesicht. 

Doch. 

Es bietet einem kein Zuhause mehr. 

Denn. 

Dieses Zuhause. 

Habe ich mir damals genommen. Uns genommen. 

Durch Unachtsamkeit. 

Durch so viele Kleinigkeiten. 

 

Irgendwann. 

Nach einem unerbittlichen Kampf mit so vielem. 

Blickte ich in das selbe Gesicht. 

Sah Freundschaft. 

Es gab mir Geborgenheit. 

 

Mittlerweile. 

Sehe ich dieses Gesicht kaum noch. 

Wenn ich es sehe. 

Sehe ich den Schmerz. 

In diesem Gesicht. 

Das einst mein Zuhause war. 

 

Mittlerweile. 

Erinnere ich mich kaum mehr. 

An diesen speziellen Blick. 

Der mir damals all das gegeben hat. 

An das Gefühl. 

Was er unweigerlich heraufbeschwor. 

In mir. 

 

Mittlerweile. 

Benötige ich Bilder. Um mich daran zu erinnern. 

Dass ich einst ein Zuhause hatte. 

In diesem Gesicht. 

 

Für die Zukunft. 

Hoffe ich von ganzen Herzen. 

Dass ich dort bald keinen Schmerz mehr sehe. 

Wenn ich es betrachte. 

Dass dieses Gesicht ein Zuhause wird. 

Für jemanden. 

Der es wirklich verdient. 

 

 

 

Sich nicht mehr zu erinnern. 

An ein vollständiges Spektrum. Von Gefühlen. 

An das. Was eben dieses in sich birgt. 

Tut weh. 

So sehr. 

 

Nicht zu wissen. 

Ob man jemals wieder so angeschaut wird. 

Mit solch einem Blick. 

Von einem Menschen. 

Den man in sein Herz lässt. 

Tut weh. 

So sehr. 

 

 

Ich fühle mich einfach verloren. 

So verloren. 

In meinem Leben. 

 

In einem Leben. 

Was aus so viel Gutem besteht. 

Dass es locker für zwei reichen würde. 

Für zwei. 

Leben. 

Für zwei. 

Menschen. 

 

 

Und doch. 

Vermag es mich nicht glücklich zu machen. 

Nicht so glücklich. 

Dass ich es spüren könnte. 

 

Dass ich mich lieb habe. 

Es gelernt habe. 

Mich lieb zu haben. 

Mich zu akzeptieren. Wie ich nun mal bin. 

Das hält mich stabil. 

In einem Bereich. Den ich nicht fühle. 

 

Zu wissen. 

Dass ich glücklich sein müsste. 

Mit meinem Leben. 

Dass ich es wohl wäre. 

Könnte ich fühlen wie andere. 

Das löst etwas in mir aus. 

 

Tiefe Trauer. 

 

Denn ein Leben. 

Dass mir so viel Zufriedenheit und Glück bringt. 

Dass ich es spüre. 

Regelmäßig spüre. 

Denn solch ein Leben. 

Erscheint mir utopisch. 

 

Ich habe Angst. 

Ich fühle mich verloren. 

In einem wunderschönen Leben. 

 

Aus für mich verborgenen Emotionen.