Was ist denn bitte Glück? 

Ich meine... zur Hölle, weißt DU das etwa?! Nein? Dachte ich mir. 

Ich bin wahrscheinlich kein Stück schlauer. Als du es bist. Was dieses Thema angeht. 

Aber. Nimm dir doch einfach einen Moment Zeit. Für das hier. 

Für eine andere Sichtweise. Zum Thema Glück. 

Was hast du schon zu verlieren? Außer wenige Minuten deines Lebens. 

 

 

2014 habe ich mal einen Text dazu geschrieben. Zum Thema Glück. 

Glück ist... heißt er. 

Er entstand in einer Zeit meines Lebens, in der ich mich viel mit diesem Thema beschäftigte. Weil ich das Leben als viel zu hart empfand. Trist. Glücklos. Ungerecht. 

Das war eine Zeit, in der ich vieles noch nicht verstand. Ich verstand sogar ziemlich wenig. Um genau zu sein. 

Eigentlich nur. Dass das Leben nicht so weh tun sollte. 

 

Damals entstand ein Text, der richtiger kaum sein konnte. Er entsprang meinem Herzen. Er entsprang dem Stand meines damaligen Mindsets. 

Er lies mich vieles sagen, was ich mich nie getraut hatte. 

Das war etwas neues, großes und bis dato undenkbares für mich. Mit ihm fand ich den nötigen Mut. 

Deswegen. Genau deswegen. 

Lese ich ihn ab und an immer noch gerne. Um mich zu erinnern. 

Wie es sich anfühlte meine „Stimme“ zu finden. 

 

 

Instinktiv würde ich heute sagen, dass man mich besser nicht zum Thema Glück befragen sollte. Wirklich. 

Das hindert mich jedoch augenscheinlich nicht daran, dass ich euch meine Meinung dazu mitteile. Zum Thema Glück. 

 

Manchmal denke ich, dass ich wirkliches Glück niemals empfinden werde. So richtig großes. 

Nicht, weil es mir nicht widerfährt. 

Nein. Eher, weil ich es nicht wahrzunehmen weiß. So wie es viele wahrnehmen. 

Ich höre Geschichten über etwas unfassbar großes. Etwas allumfassendes. Oder über das Leben verändernde Ereignisse. Ich höre Lobgesänge auf das Glück.

Das schürt Erwartungen...

 

 

Gefühlt eben erst. 

War ich wütend über meinen Arbeitgeber. Über ein Bonussystem. Es baut darauf auf, dass man Boni nur erhält, wenn man möglichst wenig krank wird. 

Long story short. 

Ich war zweimal ein Verdachtsfall. Habe gewissenhaft reagiert. Das hat mich eine nette vierstellige Summe gekostet. 

In meinem Kopf kann ich zig Leute hören, die sich meinem inneren Schrei nach Gerechtigkeit anschließen.

Kampf dem System! Und so. 

 

Als die erste Wut abebbte. Verstand ich. 

Ich kann diese Boni-Regeln nicht ändern. Sie nicht beeinflussen. Habe sie sogar unterschrieben. 

Was ich aber ändern kann. Das ist meine Sichtweise. 

Einfach einen Schritt zur Seite gehen. Durchatmen. Neu fokussieren. Betrachten. Bewerten. 

 

Also dann. 

Ich habe in unsicheren Zeiten einen Krisen resistenten Job. Ich bekam in der Saison zweimal nette Sonderzahlungen. Weil mein Berufszweig geschätzt wurde und die Menschen uns mit Geld bewarfen. 

Ich arbeite frei und eigenverantwortlich. Das Ganze bei einem guten Gehalt. Welches mir alle Basics und viel Unfug ermöglicht. 

 

Warum also diese Wut?

Ich denke, weil es mein Ego störte. Ich wieder einmal nicht das Ganze sah. Sich mir einiges nicht sofort erschloss. Ich mich vielleicht sogar benachteiligt fühlte. 

Dazu neige ich nämlich. 

Ich meine. Mich vor vielem zu verschließen. Jedoch nicht absichtlich. 

Das offensichtliche nicht wahrzunehmen. Das konnte ich immer schon gut. 

Leider. 

 

Exakt deshalb glaube ich es. 

Dass ich viele Eurer Definitionen von Glück nicht erleben werde. Es nicht kann. Oder es bisher nicht konnte.

Weil. Ja, weil!

 

 

Im Grunde denke ich, mein verdammtes Mindset ist falsch justiert. Nicht so falsch wie früher. Aber eben immer noch nicht so ganz korrekt. 

Das fiel mir in der beschriebenen Situation zum Glück auf. Da war ich schon ein bisschen stolz auf mich. 

Ich meine. Das worüber ich mich da aufgeregt habe. Welche Relevanz hat das Bitteschön für mein Leben? Es war doch nur Geld. 

 

 

Wenn ich mein Leben zerlege. All diese Verstrickungen auseinanderfriemele. Es vor mir liegend betrachte. Dann ist da so unglaublich viel. 

So viel. 

 

Ich bin gesund.

Körperlich, meine ich. Bis auf selbst verschuldetes Übergewicht. Daran arbeite ich. Mal mehr. Mal weniger. 

Meine Familie ist gesund. 

Naja. Nicht ganz. Aber es geht jedem auf seine Weise ganz ok. Das war letztes Jahr noch anders. Also ist auch das toll. 

Ich habe diesen Job. 

Den ich manchmal verfluche. Den ich aber heimlich ziemlich gut finde. Sicher ist er dazu auch noch. 

Meine Freunde sind unglaublich. 

Manchmal sogar unglaublich toll. Insgesamt aber auf jeden Fall unglaublich. 

Da ist auch noch dieser eine Mensch. 

Der ist auch ganz schön gut. Kann man so sagen. Er macht mich zufriedener. 

MeinKopf. 

Dem geht es insgesamt auch meist gut. Ne solide 7 von 10. Die ist meist drin. Schwankt halt manchmal. Aber das ist in Ordnung. 

 

 

All das habe ich in meinem Leben. Und noch viel mehr. 

Das weiß ich mittlerweile nur zu gut. 

Aber. 

Dem war lange nicht so. Das war ein grundlegendes Problem. Mein grundlegendes Problem.

Was mich jahrelang begleitete. 

Ich habe es in meinem damaligen Glück ist... schon mal gestreift. Unbewusst. Aber passend.

Beschrieb ich es wie folgt:

 

„Es war wie beim Kochen. Alle Zutaten lagen vor mir und doch konnte ich daraus kein Essen kochen, was mir annähernd schmeckte.“

 

Damals. Also rückblickend gesehen. 

War mein größtes Problem der fehlende Bezug zu mir selber. 

Ich suchte Glück. 

In so vielen Plätzen. In so vielen Menschen. In so vielen Wünschen. 

Ich suchte Glück. 

Ohne zu wissen, was es überhaupt bedeutet. Für mich.

 

Ich hielt meine Katalysatoren. Fotografie. Schreiben. Für eine Art von Glück. 

Ich meine. Ja. Das macht mich auch glücklich. Aber in erster Linie reinigt es mich und hilft mir mich auszudrücken.

Es ist ein Wegbegleiter des Glücks. Irgendwie. 

Darauf könnten wir uns einigen. 

 

Aber wie soll man Glück auch erkennen? Wenn es sich noch nie bewusst bei einem vorgestellt hat. Glück ist doch für jeden etwas anderes. Hat uns das nicht schon dieser Harry Potter Spiegel erklärt? 

Hat er. Und Recht hatte er. 

Was für mich Glück ist. Was für euch Glück ist. Dazwischen können Welten liegen. 

You know?

 

 

Für mich begann der Weg in Richtung Glück mit einer Reise. Einer Reise zu mir. 

Ich war Neuland für mich. Wirklich schade. Aber so war es. 

Thirty something. 

Keine Idee wer ich bin. 

Den Rucksack prall gefüllt mit der Last der Vergangenheit. 

So ging ich auf die Reise. 

 

Eine Reise. Klingt schön, oder? 

War es manchmal auch. Oft aber eher sehr ernüchternd. 

Stell dir mal vor, du schleppst fast 40 Jahre einen Rucksack mit dir rum. Gefüllt mit allen Fehlentscheidungen.

Deines bisherigen Lebens. 

Mit all dem erlebten Schmerz. Mit all dem zugefügten Schmerz. Mit allen Entscheidungen. Fehlentscheidungen.

Deines bisherigen Lebens. 

Obendrein ist in ihm auch noch alles verstaut. Von dem du denkst, dass du es für ein glückliches Leben brauchen wirst. 

Oder für den Weg zu dir. Oder für den Weg in Richtung Glück. Oder...

 

 

Mein bester Freund. Hannes. 

Mit dem war ich früher oft wandern. Manchmal sind wir einfach los. Mit Zelt. Mit Essen. Mit Gepäck für alle Eventualitäten. 

Wenn wir uns trafen. Bevor es los ging. Gab es meist einen kurzen Dialog. 

 

„Zeig mal her, was du da alles eingepackt hast.“ 

„Selber herzeigen, du Spacko.“

 

10 Minuten später war mein Rucksack. War sein Rucksack. Meist wesentlich leichter. 

Wir haben uns gegenseitig gezeigt was wir dabei haben. 

Haben darüber geredet. Einiges abgenickt. Aber vieles. Haben wir für unsinnig befunden. Es wurde wieder ausgepackt. 

Bei der nächsten Wanderung. Da war man schlauer. 

Trotzdem war es wieder der gleiche Dialog. Das gleiche Ritual. 

 

„Zeig mal her, was du da alles eingepackt hast.“ 

„Selber herzeigen, du Spacko.“

 

 

Auf meiner Reise zu mir. 

Dachte ich irgendwann an diesen Dialog. 

Ich fand den Gedanken gleichermaßen erschreckend. Wie ich ihn faszinierend fand. 

Denn. 

Eigentlich hat doch keiner von uns eine Ahnung. Wie man sein Leben füllen sollte. Es leben sollte. Es ist unser erster Versuch. Das sollte man nie vergessen. 

Wir orientieren uns. Bereiten uns vor. Erdenken Szenarien. 

Wir lernen von unseren Eltern. Freunden. Serien. Büchern. 

Aber. 

Was man einzupacken hat? Was man mit sich rumschleppen sollte?

Scheisse, wer weiß das schon so genau?!

 

Also schnappte ich mir meinen Rucksack. Setzte ihn vor mir ab. Leerte ihn aus. Betrachtete ihn mit den geübten Augen des Wanderers. 

Puh. Was ich da so alles mit mir rumschleppte. 

Kein Wunder, dass der Weg meines Lebens kaum mehr Freude bereitete. Da war so viel zu schleppen. 

So viel Schuld. Schmerz. Traurigkeit. Reue. Wut. 

Einen Teil von all dem hatte ich wohl eingepackt. Um mich selbst zu bestrafen. 

Einen Teil von all dem hatte ich wohl eingepackt. Um mich vor neuen Schmerz zu wappnen. 

 

Neutral betrachtet tat mein Gepäck vor allem eines. Es hinderte mich daran im Leben vorwärts zu kommen. 

 

Also begann ich mit dem einfachen Teil. 

Ich machte meinen Frieden mit all dem. Was man mir in der Vergangenheit „angetan“ hatte. 

Das ist überraschend einfach. Wenn man sich darauf einlässt. 

Denn auch mein Gegenüber hatte ja in der fraglichen Situation keine Ahnung. Wie das Leben funktioniert. Wie man es so lebt, dass man nicht verletzt.

Also scheiss doch drauf. 

Dann kam der Teil, der mir am schwersten fiel. 

Ich fing an mir selbst zu vergeben. Puh. 

All das, was ich in meinem Leben anderen angetan hatte. Was nicht wenig ist. Wenn ich kritisch mit mir ins Gericht gehe.

Das wollte abgeschlossen werden. 

Das war... ja... wesentlich schmerzhafter und langwieriger. Als der vorherige Teil. Aber notwendig. Wenn ich nicht von der Last erdrückt werden mochte. 

Danach. 

Packte ich meinen Rucksack neu. Startete. Auf zum nächsten Teil der Reise. 

Ohne all diesen unnötigen Ballast. Kam ich viel besser voran. 

 

Ab diesem Moment. Veränderte sich vieles. 

Das schönste an der Reise. War es zu erkennen, wie schön es doch in mir sein kann.  

Zu realisieren. 

Dass ich einen Wert habe. Dass ich diesen sogar steigern kann. Das war ziemlich toll. 

So traurig es klingen mag. Das war etwas völlig neues für mich. 

 

Ich. Bin. Kein. Schlechter. Mensch. 

 

Das. 

Ja genau das. 

War eine bahnbrechende Erkenntnis. 

Für mich. Für mein Leben. 

 

 

 

Und nun wieder zurück zum Jetzt. Zum Hier. Zum Thema Glück. 

Natürlich habe ich immer noch keine bahnbrechende Weisheit für euch. 

Ich bin nicht ständig glücklich. Mir scheint nicht die Sonne aus dem Arsch. 

Was ich aber bin. Ich bin zufriedener. 

 

Mit mir. Mit meinem Leben. Mit so vielem. 

 

 

Zufriedenheit. 

Das meine Lieben. 

Das ist meiner Meinung nach nicht der Schlüssel zum Glück. 

Das meine Lieben. 

Das ist meiner Meinung nach so unsagbar viel wichtiger als Glück es je sein könnte. 

 

Ich werde das wahrscheinlich nie erleben. Das, was so viele Menschen als Glück ansehen. Dessen bin ich mir bewusst. 

Ich bin deswegen aber nicht traurig. Denn ich vermisse es nicht. Oder stilisiere es zu meinem Ziel. 

Dieses eine große Ereignis. Den einen Moment, der alles für immer verändert. 

Das große Glück. 

 

Ich und meine Zufriedenheit. Wir sind einen Schritt zur Seite gegangen.

Wir haben das Konzept Glück betrachtet und kommen zu einem Ergebnis. Dem dass wir sowas nicht brauchen.

Nah. Behaltet das ruhig. 

 

Ich mag es sehr. 

Wenn mir etwas schönes widerfährt. Wenn ich etwas schönes erlebe. 

Ich feiere das Gefühl. 

Wenn ich meine Familie sehe. Meine Freundin treffe. Eine tolle Session beim rollen hatte. Ich meine liebste Musik auf meiner Anlage höre. 

All das macht mich glücklich. All das bereichert mein Leben. All das nährt.

Meine Zufriedenheit. 

 

 

Wenn ich jemanden einen Rat geben müsste. Zum Thema Glück. Dann wäre es folgender:

 

„Höre nicht auf meinen Rat“

 

Das wäre er wirklich. Denn was weiß ich denn schon?! 

 

Wenn mich aber jemand nach einem Rat zum Thema Leben fragen würde. Da hätte ich wirklich einen:

 

„Lerne dich kennen. Setze dich mit dir auseinander. Lerne zu vergeben. Komme mit dir ins Reine. Wachse an dir selbst.“

 

Wer auch immer du sein magst. Unbekannter Leser. 

Ich hoffe sehr, du bist bereit zu reisen.