sunshiny day

27.07.2020

 

 

Halt einfach deine verdammte Fresse! Ich möchte nichts von dir hören!

Nichts mehr. 

Sei einfach still. 

Bitte!

Sei endlich still. 

 

Ich weiß es nicht. Nicht mehr. 

In diesem Augenblick. 

Tut es nur weh. 

Du tust mir weh.  

 

Ob du mein Freund bist? 

Ich weiß es nicht. 

Ob ich dir vertrauen kann?

Ich weiß es nicht. 

 

Nicht mehr. 

 

Was ich gerade sehe. Das macht mir Angst. 

Du schreist. Du tobst. 

Mit Wut und Unverständnis. 

In deinem Blick. 

 

Deine Augen. 

Sie werden der Wut auf mich. Nicht mehr Herr. 

Tränen. 

Vermischen sich. Mit deiner feuchten Aussprache. 

Während du vor mir stehst. 

 

Du schreist. Schreist mich an. 

Weil. 

Weil. Du mich nicht verstehst. 

Weil. Du nicht weiter weißt. 

 

Du schaust mir zu. 

Wie ich mein Leben verschwende. 

Das. Exakt das. 

Wirfst du mir vor. 

Immer und immer wieder. 

 

Dass ich nichts wüsste. 

Nicht einmal die simpelsten Sachen. 

 

Wie ich leben möchte. 

Was ich mir für mein Leben wünsche. 

Was mich glücklich macht. 

 

 

Ich sehe in dein Gesicht. 

Spüre die Tropfen deiner Spucke. Während du brüllst. 

Spüre die Wut in mir aufsteigen. 

Eine so unbändige Wut. 

 

Meine Hände zittern. 

Mein Körper zittert. 

 

Plötzlich liegst du dort. 

Vor mir. Auf dem Boden. 

Blut. 

Da ist viel Blut. 

Da, wo deine Nase sein müsste. 

Da wo sie ist. 

Blut. 

 

Über dir hockend. 

Nehme ich mich wahr. So klar. Wie lange nicht mehr. 

Ich horche. In mich hinein. 

Wut. 

Ich spüre sie. Ich höre sie. 

So viel Wut. 

 

Auf dich. Auf mich. Auf das Leben. 

 

Ich bin es leid. Ich bin deine Verachtung leid. 

 

Meine Spucke.  

Sie trifft dich. 

Mitten in dieses Chaos. 

Aus Blut. Aus Tränen. Aus Verachtung. 

 

Ich verreibe dir all das. All das. 

Quer über dein Gesicht. 

Genieße das Entsetzen in deinem Blick. 

Genieße das Gefühl. 

Dich für einen Moment. Zum ersten Mal seit langem. 

Fassungslos zu erleben. 

 

Ich brülle. 

Meinen Schmerz. Heraus. 

In dein verschmiertes Gesicht. 

 

Glaubst du etwa, ich möchte so sein?!

So leben. 

 

Glaubst du etwa, ich feiere das?!

Kaum mehr etwas zu spüren. 

 

Glaubst du etwa, ich finde das schön mit anzusehen?!

Wie jeder sein Leben lebt. 

Funktionierende Partnerschaften. 

Kleine Familien. 

Leidenschaft. Für das Leben. 

Für so viel. 

 

Glaubst du etwa, ich vermisse das nicht?!

Fick dich. 

 

Fick dich. Fick Deine Arroganz. Fick deine Selbstherrlichkeit. 

 

Du hast doch keine Ahnung. Was all das bedeutet. 

Für mich. 

Du hast doch keine Ahnung. Was es mir abverlangt. 

Das Leben. 

Du hast doch keine Ahnung. Wie ich mich fühle. 

Tief in mir. 

 

Du grinst mich an. Fängst an zu lachen. 

 

Lachst mich aus. 

Nennst mich naiv. 

 

Du verdammtes Arschloch. 

Ich möchte nichts mehr hören. 

Von dir. 

Sei einfach still. 

Bitte. 

 

Doch das wird niemals passieren. Das weiß ich. 

Denn du und ich sind…

 

 

 

 

Christian?

 

Ich schaue in dein Gesicht. So freundlich. 

Irgendwie fragend. Abwartend. 

 

Die Feuchtigkeit der Flasche. In meiner Hand. 

Sie kühlt angenehm. 

Mich. Mein Gemüt. Meine Gedanken. 

 

Die Sonne auf uns herab scheinend. 

Sitzen wir draußen. Genießen einige Augenblicke lang das Leben.

 

Du lächelst mich an. 

 

Wie geht es dir?

Mit dir? Mit deinen Leben?

 

Ich blicke auf die Flasche.

In meiner Hand. 

Damit ich mich kurz sammeln kann. 

Damit ich mich von den aufsteigenden Tränen ablenken kann. 

Damit ich den Kampf in meinem Innersten auf Abstand halten kann.

 

Ich schaue dich an. 

Grinse etwas zögerlich. 

 

Antworte. Verlegen. 

 

Mir geht es gut.