Ich schaue dich von der Seite an. Höre dir zu. Wir laufen am See entlang. Es ist Abend und wir beide sind hungrig. 

Hungrig nach junk food und den üblichen „Männergesprächen“. Ich mag es, dass du diese mit mir führst... obwohl ich der wahrscheinlich unmännlichste Kerl bin. Den du dir dafür aussuchen könntest. Den du kennst. 

 

Sport. Autos. Handwerken. Stil. Finanzen. 

Da bin ich einfach raus. Ist nicht meine Welt. War es einfach noch nie. 

Ich höre da aber gerne zu. Bei diesen Themen. Allgemeinbildung und so. You know? 

Außerdem lasse ich mich gerne mitreißen. Mitgerissen werden ist irre toll und unberechenbar. 

 

Ich bin eher für Lästereien und Hass zu begeistern. Das weisst du. Für all das, wofür ich mich schämen soll. 

So sagt es zumindest ein jeder. Der into it ist bei all dem, was man nicht mehr darf. 

Das ist schon ok so. Diese Kritik. Mein Wesen aber auch. 

Dafür bin ich tief in mir drin viel zu gerne unverhohlen sarkastisch und fragwürdig. Als dass ich da hart mit mir ins Gericht gehen mag. Nah. 

 

Du redest über Vergangenheit. Über Gegenwart. Über Sachen die du gerade lernst. Über Frauen. Über Bücher. Bücher über Frauen. Sowas halt. 

Über Sachen, die du verschütt wähntest. Über Sachen, die du gerade aus dem Schutt heraus wühlst. Über Sachen, die dich bewegen. Du strahlst Ernsthaftigkeit und Willen aus. Das tust du oft. 

 

Irgendwie bringt mich das blinzeln gegen die tief stehende Sonne und der ein oder andere Poser kurz aus dem Konzept. Ich war abgelenkt. Kurz. 

Ein paar Augenblicke später bin ich wieder bei dir. Aufmerksam. 

 

Du redest gerade über meine Gleichgültigkeit. Über diese desinteressierte Art. Anderen gegenüber. 

Du redest darüber, dass es mich nicht juckt. Was Menschen mir entgegenbringen. Frauen mir entgegenbringen. 

Aufmerksamkeit. Flirts. Interesse. 

Du redest darüber, dass ich mich nicht schäme ich zu sein. Dass mein „Ich“ mir reicht. Dass es nicht die Meinung anderer benötigt. Um zufrieden zu sein. Um sich zu definieren. 

Du redest darüber, als wäre dies eine Masche. Etwas, was ich absichtlich tun würde. Mit Sinn und Verstand. 

Ich muss schmunzeln. Denn außerhalb des Jobs beschäftige ich mich mit Sinn und Verstand nicht so häufig...

 

 

 

Jetzt. 

 

Gerade brüllt mir ein Taylor Swift Akustikalbum entgegen. Aus der Anlage. 

Es beißt sich mit dem zerplatzen der Schaumbläschen. Hier. In der Badewanne. 

Und wie ich hier so liege...

 

Mir kam eben wieder in den Sinn, was du da gesagt hast. Beim Spaziergang. Wie gut du diese Gleichgültigkeit findest. Deren Wirkung. Dass du manchmal gerne ein Stück davon hättest. Junge. Puh. Schwieriges Thema. 

Starten wir dieses mal mit einem Hip Hop(igen) ich sag mal so, ich sag mal so...

 

Das ist keine Absicht. Keine bewusste Entscheidung. 

Das was du da ab und zu feierst. Diese Gleichgültigkeit. Das ist Selbstschutz. Zumindest war es das mal. Damals. 

Heute. Es ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Das bin ich. Mich interessiert es schon so lange nicht mehr. Ich meine, was andere Menschen über mich denken. Fremde Menschen. Warum denn auch? 

 

Menschen haben so verdammt viel Meinung. Oft gepaart mit extremen Verlangen diese mitzuteilen. Es fehlt aber meist an Haltung. So wirkliche Haltung. Nicht diese social media Haltung. 

Das ist einfach nichts für mich. Das brauche ich nicht in meinem Leben. Weder diese Menschen. Noch deren Meinung. Über alles und mich. 

 

Ich gebe dir Recht mit der Annahme, dass abgefuckte Gleichgültigkeit Gemüter faszinieren kann. Auch weibliche Gemüter. Aber hey.... 

....solche Menschen bringen einen doch nicht weiter, als bis zum kleinen, gemeinsamen Tod. In einer wilden Nacht. Die auch gerne mal nur Minuten dauert.

 

Mir ist auch klar, dass dies reizvoll wirken mag. Vielleicht sogar erstrebenswert. 

Man ist für kurze Zeit derjenige. Der man in seinem Kopf immer schon gerne sein wollte.

Aber was bringt einem schon die Kerbe in der Bettkante. Was bringt einem diese Fiktion seiner selbst. Wenn man doch tief in sich Liebe sucht?

 

Die Liebe für sich. Die Liebe für ein Gegenüber. 

 

Das Leben ist nicht fair. Da hast du schon Recht. Leicht ist es auch nicht. 

Eigentlich ist fast gar nichts fair. Oder leicht.

Viel zu oft bekommen wir nicht das, was wir uns wünschen. 

Und noch viel öfter. 

Zum Glück. 

Nicht das, was wir verdienen. 

 

 

Vergiss das mit der Gleichgültigkeit. Wirklich. Das bist nicht du.