Sieh zu, dass du das Herz triffst! 

Sieh zu, dass du mein Herz aus Stein durchbohrst! 

Es hat lange genug in meiner Brust gescheuert und wehgetan. 

 

Ich sah in seine Augen. 

Und in seinen Augen sah ich etwas Seltsames. 

Ich sah, dass Ritter Kato sich danach sehnte, sein Herz aus Stein loszuwerden. 

 

Vielleicht hasste niemand Ritter Kato mehr als Ritter Kato selbst.

 

Mio mein Mio - Astrid Lindgren

 

 

Gestern. 

 

Es gibt Tage, da hasse ich jeden Zentimeter meines Ich‘s. 

Es gibt Tage, da ertrage ich mein Leben kaum mehr. 

Es gibt Tage, da möchte ich einfach nicht mehr sein. 

 

 

Gestern. Wachte ich auf und wusste es. 

Ich bin am Arsch. 

Vom ersten Moment an. Vom öffnen der Augen an. Spürte ich es.

 

Als ich aufwachte. 

Fühlte ich mich, als hätte jemand alle Freude aus meinem Leben entfernt. 

Als ich aufwachte. 

Fühlte ich diese tiefsitzende Verzweiflung in mir. 

Als ich aufwachte. 

Wünschte ich mir, dass ich mein Leben nicht mehr leben müsste. 

 

 

Damals. 

 

All dies kenne ich schon. Nur zu gut. 

Es gab Phasen in meinem Leben, da fühlte ich mich täglich so. 

Für Tage. 

Für Wochen. 

Für Monate. 

 

Any given day. 

 

Rückblickend. Verstehe ich es nicht. 

Wie ich das überlebt habe. Wie ich mit diesem allgegenwärtigen Gefühl leben konnte. 

Es war damals so normal. 

Ich wachte mit ihm auf. Ich ging mit ihm arbeiten. Ich verbrachte meine Freizeit mit ihm. Ich ging mit ihm schlafen. 

Ich stand meinen Freunden lächelnd gegenüber. Lies mir nichts anmerken. 

Hoffte darauf, dass etwas schönes passiert. 

Hoffte darauf, dass mich ein Bus überfährt. 

 

 

Seit letzten Sonntag. 

 

Ich habe es gespürt. Auf mich zukommen gespürt. Habe gewusst, dass da etwas nicht stimmt. 

Bücher. 

Bereiteten mir seit einigen Tagen keine Freude mehr. 

Instagram. 

War täglich meine Zuflucht. Für viel zu lange Zeiträume. 

Kochen. 

Machte plötzlich weniger Spaß. 

Sport. 

Fiel mir seit drei Tagen schwer. 

 

Mir war nicht klar, was mich erwartet. Mir war aber klar, dass es unschön wird. 

Und das wurde es.

 

 

Heute. 

 

Bin ich stolz auf mich. Darauf, dass ich nie aufgegeben habe. 

Das war damals keine Option. 

Das war gestern keine Option. 

Das wird zukünftig keine Option sein. 

 

Manchmal muss man darum kämpfen. 

Manchmal muss man den Blickwinkel ändern. 

Manchmal muss man über sich hinauswachsen. 

Aber dann sieht man es. 

 

 

Das Leben ist eins der besten.