Moin, zukünftiger Lieblingsmensch. 

 

Diesmal hat der Text etwas länger auf sich warten lassen.

Tut mir leid. 

In den letzten Tagen war ich etwas traurig. 

 

 

Nicht wegen der Feiertage ohne die Familie. 

Das macht mir altem Jehova Kind nichts aus. 

Ich wurde ja eh ohne all das groß. 

Feiertage. Geburtstage. Feste. 

Natürlich fehlt es mir. 

Meine Eltern zu sehen. Das wäre toll gewesen. 

In meinem Alter gehören die aber schon klar zur Risikogruppe. 

 

 

Nicht wegen dieses Social Distancing. 

Darauf habe ich mich bestens vorbereitet. 

Ich bin ja seit Jahren sozial Selektiv. Bin oft mit mir alleine.

Genieße meine Gesellschaft und die von Musik und Büchern. 

Seit nun gut drei Wochen arbeite ich nur noch halbtags. 

Immer öfter rolle ich mit dem Longboard durch die Gegend. 

In der gewonnen Freizeit. 

Am liebsten um den See. 

Die Kamera auf dem Rücken. Das Brett unter dem Fuß. 

Der Asphalt flüstert. Die Gesprächsfetzen der Anderen unterhalten mich. 

 

 

Ich bekomme es einfach nicht zu greifen. Egal, wie sehr ich es möchte. 

 

 

Vielleicht ist es die Abwesenheit der Routine? 

Ich bin ein Gewohnheitsmensch. 

Ich genieße es meinen routinierten Kram zu machen. 

Arbeit. Einkauf. Kochen. Musik. 

Bei gutem Wetter 2-3 mal rollen gehen. Spaziergänge. 

Sinnloses schlendern durch Geschäfte. 

 

 

Vielleicht ist es auch die Ungewissheit?

Man weiß ja nicht, wann es wie weiter geht.

Und ich weiß nicht, was es dann noch gibt. 

Seit Wochen kaufe ich dies und das von kleinen Labeln, Betrieben und Künstlern. 

Um irgendwie wenigstens ein bisschen unterstützen zu können. 

Letzten Donnerstag wurde mir dann bewusst, dass es auch Costa & Maria getroffen hat. Meine liebste Pommesbude. 

Hier habe ich 2015 eine der ersten Mahlzeiten zu mir genommen, als ich in regelmäßig in den Pott gependelt bin. 

Die beiden sind alt. Sie haben sich gegen einen take away Verkauf entschieden. 

Ob sie jemals wieder aufmachen werden ist ungewiss. 

 

 

Vielleicht sind es auch die ganzen Sachen, auf die ich mich gefreut habe?

Mein Hamburg-Urlaub fand nicht statt. 

Konzerte fielen aus. 

Geburtstage von Freunden wurden nicht gefeiert. 

Gemeinsame Aktivitäten wurden auf ein Minimum beschränkt. 

 

 

Vielleicht liegt es daran, dass ich seit zwei Wochen echt schlecht schlafe?

Nacht für Nacht liege ich wach. 

Ohne eine Idee, warum dies so ist. 

 

 

Ich bekomme es jedenfalls nicht zu greifen. 

 

 

Das ist übrigens etwas, was dich ab und an erwarten wird. 

So leid es mir tut. 

Ich bin manchmal so. 

Einfach traurig ohne zu wissen warum. 

 

 

Mit daran ist wahrscheinlich schuld, dass meine Emotionen einfach nicht so sind. 

So, wie die der meisten Menschen. 

Wenn wir uns hocharbeiten würden. Auf der Skala. 

Dann würden wir auf Traurigkeit treffen. Schmerzhafte Trauer. Bedrücktheit. Bis hin zu mittlerer Traurigkeit. 

Danach. 

Da gibt es nur so ne neblige Suppe. Da, wo das Spektrum von leichter Traurigkeit sein sollte. Über Zufriedenheit. Bis zu leichter Freude. 

Diese. 

Diese leichte Freude dippt etwas aus dem Nebel heraus. Von da aus ist dann die Freude gut zu sehen. Bis hin zu totaler Begeisterung. 

 

 

Ohne diese ganze Mitte ist es schwierig. 

Sich selbst zu spüren. Zu verstehen. 

Ohne diese ganze Mitte ist es schwierig. 

Andere zu verstehen. Deren Anliegen wahrzunehmen. Auf sie einzugehen. 

 

 

Mein zukünftiger Lieblingsmensch. Bitte habe da etwas Geduld mit mir. 

Mit der Zeit werde ich deine Muster kennenlernen. 

Deine Mimik. Deine Gestik. Deine Intonation. 

Ich werde verstehen lernen. 

 

Trotzdem werde ich es vielleicht nicht immer schaffen, dir komplett gerecht zu werden. 

Daher wäre es prima, wenn du offen kommunizieren würdest. Da stehe ich voll drauf. 

Ja ja. 

Das liegt nicht jeder Frau. Ich weiß. 

Hilfreich wäre es aber. 

Enorm hilfreich sogar. 

 

 

So meine liebe, ich bin zu müde zum weiter schreiben. Nimm es mir nicht übel.

 

Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder.