Moin zukünftiger Lieblingsmensch,

 

Ich sollte mich wohl entschuldigen. Ist etwas her, dass ich dir geschrieben habe. 

Das Leben kam dazwischen. 

 

Manchmal passiert das.

Einfach so. 

Als ließe einen das Leben stolpern. 

Als ließe es einen unglücklich hinfallen. 

In einen Haufen.

Bestehend aus.

Selbstzweifel. Skepsis. Traurigkeit. 

 

 

In solchen Momenten suhlt sich mein Verstand in all dem. 

Verreibt den ganzen Mist. 

Auf mir. 

Bis ich völlig bedeckt bin. 

Mit all dem. 

Von oben bis unten. 

 

Es sickert in mich hinein und taucht mich in eine tiefe Traurigkeit. 

So tief. 

Dass ich erst einmal nicht mehr weiter weiß. 

Sie hinterlässt mich fassungslos. 

Ob des eigenen Ich.

 

In solchen Momenten wird mir klar. 

Dass ich es bin. 

Dass ich es immer sein werde.

 

Ich bin der schlimmste Gegner. 

Dem ich je begegnen werde. 

Den ich je bekämpfen werde. 

 

Mein ganzes Leben klebt an mir. 

In diesen Momenten. 

Fühlt sich viel zu groß an. Unpassend.

Wie ein nasser, vollgesogener Jogginganzug. 

 

Die Erdanziehungskraft. 

Um mich herum. 

Beträgt mindestens den dreifachen Wert. 

Des Normalen.

Jede Anstrengung. Jede Bewegung. Jeder Versuch.

Kostet viel zu viel.

Kraft. Willen.

 

Mein Kopf. 

 

Er redet auf mich ein. 

Wieder und wieder. 

Flüstert er mir zu.

Ein monotoner Loop.

Sich ständig wiederholend.

 

Ich sei falsch.

Ich sei nicht genug. 

Niemals könnte ich dies sein.

Genug.

 

Mein Aussehen. 

Meine Intelligenz. 

Meine Empathie. 

Meine Lebensweise. 

 

All das. 

Befindet mein Kopf für nicht gut genug. 

All das. 

Führt er mir vor Augen. 

Immer und immer wieder. 

 

Er zerfetzt jeden positiven Gedanken.

Erstickt Hoffnung im Keim.

 

You are not enough. You will never be enough. 

 

 

Wochenlanges Wohlbefinden. 

 

Zermalmt. 

Durch ständige Selbstzweifel.

Genährt durch die Ängste.

In mir.

Zelebriert.

Von mir. 

 

Demütigen. 

Das ist das Ziel.

Durch und durch.

Verunsichern. 

 

 

Irgendwann ist es dann vorbei. 

Aus heiterem Himmel. 

Der Loop. Die Zweifel.

Verschwunden.

 

 

All das.

Lässt mich völlig verstört zurück. 

Zweifelnd.

An all dem. 

Was ich bin. Was ich tue. 

Was ich zu sein glaube.

 

Deshalb.

Hat es etwas gedauert. 

Bis. 

Bis du wieder von mir gehört hast.

Bis ich mich aufgerappelt habe. 

 

Das aufräumen.

Das mentale. 

Nach solch einer Zeit. 

Das dauert leider etwas. 

 

Seinen eigenen Wert wieder zu erkennen. 

Nachdem der eigene Verstand einen so mißhandelt hat. 

Das dauert leider etwas. 

 

 

Die ersten Male. 

 

Die waren grausam. 

Haben mich mein Leben so verachten lassen. 

So sehr. 

Dass ich es nicht mehr leben wollte. 

 

 

Mittlerweile. 

 

Es ist immer noch sehr unangenehm. 

Alte Wunden reißen auf. 

Aber. 

 

Sollen sie ruhig. 

 

Mittlerweile kenne ich meinen Wert. 

Naja. 

Zumindest so grob. 

 

Mein Selbstbild stimmt immer noch nicht überein. 

Mit dem.

Was andere in mir sehen. 

Zu sehen glauben.

 

 

So ist das eben.

Ich kann es nicht so einfach.

All das ändern.

 

Aber lernen.

Daraus.

Das kann ich.

 

I am enough.

 

Das war ich schon immer.

Das werde ich immer sein.

 

Auch wenn du es nicht einsehen magst.

Eines Tages wirst du es.

Einsehen müssen.

 

Bis dahin.

 

Lass dir mal was neues einfallen.

Du verschissenes Leben.

 

 

 

Zukünftiger Lieblingsmensch.

Für dich mag sich das verstörend lesen.

Das mag so sein.

 

Aber...

 

Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen.

Ich bin ein Stehaufmännchen.

Kämpfe schon seit vielen Jahren.

Mit mir. Mit dem Leben.

 

Und doch bin ich hier. Mit einem Grinsen im Gesicht.

Also sorge dich nicht.

 

Auf bald.