Wenn ich die Augen schließe. Ganz fest.

Dann ist so ziemlich alles für einen Augenblick vorbei.

Ich liebe dieses Gefühl. Wie wunderbar das doch ist. 

Ich lausche der Musik. Lasse mich von ihr tragen.

Höre mein Mädchen, wie sie Sachen sortiert. Höre die Geräusche der Nachbarschaft durch das gekippte Fenster. 

Da ist nichts besonderes. 

Nichts einzigartiges. 

 

Da ist einfach nur dieser Moment. 

 

 

 

Moin zukünftiger Lieblingsmensch,

 

ich spüre in mich hinein und werde empfangen von einem See aus Traurigkeit. 

Es ist ein kleiner See. Passend zu meinem kleinen Ich. 

Die Musik wirft Wellen auf seiner Oberfläche. Welch schöner Anblick. 

 

Ich bin in letzter Zeit oft dort. Was wohl bedeutet, dass ich recht häufig traurig bin. 

Ich denke. Ja. Ich denke, dass ist ok so. 

Denn. 

Denn es ist kein schlechtes traurig sein. Ich meine, ich stehe an keinem Abgrund. 

Was dich wahrscheinlich mehr beruhigt als mich. 

 

Denn selbst meine Abgründe habe ich irgendwie lieb gewonnen. Hach. 

 

Ich lebe einfach mein Leben. Du weißt schon. 

Arbeit. Freizeit. Schlaf. 

Täglich grüßt das Murmeltier. 

 

Traurig sein ist da voll in Ordnung. Wenn man so vor sich hin lebt. Denn das ist ja auch etwas dem Trauer gebührt. 

Das vor sich hin leben meine ich. Das herbeisehnen der Abwesenheit von Arbeit. 

Das darf ruhig traurig stimmen. 

 

Wen die Aussicht auf gut 50 Jahre Arbeit glücklich macht. 

Wen es nicht stört, dass er die wichtigste Zeit seines Lebens mit etwas verbringt, dass er tun muss um ein akzeptables Leben leben zu können. 

Wer dieses irre Konzept echt gut findet. 

Puh….

Dem gebührt das Prädikat geisteskrank dann doch eher als mir. 

Finde ich zumindest. 

 

Wenn ich meine Freunde frage, wie es ihnen geht. Dann bin ich fast erleichtert, wenn deren Antwort nicht von Leichtigkeit durchsetzt ist. 

Deren Probleme. 

Deren Traurigkeit. 

Zeigen mir, dass bei ihnen alles ok ist. 

Ich mag die Beschwerden. Die dazugehörigen, kleinen Geschichten.  

 

Denn niemand von uns hat es so richtig schwer. 

Wir sind ziemlich gesund. 

Halt so gesund wie es möglich ist. Neben Job, Verantwortung und all den zeitraubenden Sachen. Und all dem, was wir unseren Körpern so antun. 

Wir haben Jobs, die uns ein gutes Leben ermöglichen. 

Manch einer hat sogar einen Job, der für mehrere gute Leben reichen würde. Oder eben für eines, was etwas teurer ist. 

Wir haben Familie. Partner.

Wir haben Freunde.

Wir haben uns. 

 

Ich bin mir fast sicher, dass jeder von uns. Jeder meiner Liebsten. Schon an seinem persönlichen Abgrund gestanden hat.

Von Angst erfüllt. 

Ich verrate dir gerne etwas. 

Ich mag es gerne. Dass das so ist. 

Das hilft einem nämlich dabei das Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Man wird dankbarer. 

Auch wenn man das oft nicht so raushängen lässt. Es ist eher so ein heimliches dankbarer sein. Du verstehst schon. Die Dankbarkeit schwingt im Subtext mit. 

 

 

An diesem kleinen See. 

Den tief in mir. 

An dem verbringe ich aber nicht all meine Zeit.

Natürlich nicht. 

Denn es gibt ja auch ziemlich schöne Momente in meinem Leben. Davon gar nicht mal wenige. 

Die meisten davon haben mit dem zu tun. Mit dem, was ich höre. Dem ich aufmerksam lausche.

Wenn ich meine Augen schließe. 

Ganz fest schließe. 

 

Oder mit Pommes.